"Der Religionsunterricht lebt von persönlichen Begegnung."
Bild: iStock-dragana991
Religion unterrichten
"Ich bin mit Leidenschaft Religionslehrerin"
Die vielen Namen sind ihr größtes aber zum Glück auch auch ihr einziges Problem. "Ich finde es so wichtig meine Schülerinnen mit ihren Namen anzusprechen und es tut mir immer so leid, wenn ich da was durcheinander bringe," erzählt Lioba Lindgren. Nachvollziehbar ist das jedoch, die Schulpfarrerin unterrichtet an der reinen Mädchenschule Schülerinnen aus 29 Klassen plus Oberstufe und ist die einzige Lehrkraft für evangelische Religion an dem Gymnasium. "Alle Schülerinnen, die sich für Evangelische Religion entscheiden, müssen mich also ertragen," sagt Lindgren lachend. Uns das sind Rund ein Drittel der Schülerinnen der Schule.
Lioba Lindgren
Nach dem Vikariat, Jahren der Gemeindearbeit und in einer Beratungsstelle, hat sich Lioba Lindgren für den Religionsunterricht entschieden und diesen Schritt nie bereut. Einige Zeit hat sie an mehreren Gymnasien zeitgleich unterrichtet, heute ist sie mit 24 Stunden an dem Mädchen Gymasium in München angestellt.
Mehr
Weniger
Abgesehen von den vielen Namen, die nicht so einfach in ihren Kopf wollen, ist Lioba Lindgren sehr glücklich mit ihrer Stelle. "Ich habe hier eine Traumsituation. Eine christlich geprägte Schule, aufgeschlossene Schülerinnen und ein tolles Kollegium, in dem ich voll integriert bin," schwärmt Lindgren. Dabei hat sie nicht immer als Religionslehrerin gearbeitet.
Nach dem Studium kam das Vikariat, gefolgt von Jahren in verschiedenen Gemeinden. "Irgendwann hatte ich das Gefühl, es reicht mir mit Kirchengemeinde. Ich habe schon immer gern Konfirmanden unterrichtet und da lag der Wechsel zur Schule nahe. Ein guter Schritt, denn ich bin mit Leidenschaft Religionslehrerin," berichtet Lindgren. "Mir macht es vor allem Spaß, wenn ich meine Schülerinnen verblüffen kann oder sie ein Aha-Erlebnis haben."
"Man muss sich jeden Tag auf jede Klasse neu einstellen und schauen, wie sind die Schüler drauf, wie ist die Stimmung."
Lioba Lindgren
Lioba Lindgren ist es wichtig, jede Stunde neu zu planen . "Ich möchte immer gut vorbereitet in die Klassen gehen, das kommt den Schülerinnen und mir zu Gute. Manchmal habe ich auch Lust ein Thema ganz neu aufzuhängen oder die Aktualität erfordert es." Auch wenn ihr klar ist, dass im Zweifel dann doch nicht alles nach Plan geht. "Man muss sich jeden Tag auf jede Klasse neu einstellen und schauen, wie sind die Schüler drauf, wie ist die Stimmung." Wenn die Oma einer Schülerin gestorben ist, dann muss das eigentlich angesetzte Thema eben mal warten. "Ich glaube, kein Lehrer geht einfach rein und zieht sein Zeug durch, egal welches Fach, aber natürlich bietet der Religionsunterreicht größere Räume, als der Matheunterricht und ist auch genau dafür da. Der Religionsunterricht lebt von den persönlichen Begegnungen."
Gerade dieser Bezug zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ist, für Lindgren der wichtigste Bestandteil ihres Unterrichts. Die Fragen die die Schülerinnen in allen Klassenstufen stellen, zur Geburt bis hin zum Tod und zu allem dazwischen, ähneln sich und in ihrem Religionsunterricht versucht Lindgren diese in Bezug zu den Erfahrungen der Menschen in der Bibel zu stellen.
Warum der Unterricht so wichtig ist, hat für Lindgren einen klaren Grund: "In der Bayerischen Verfssung ist verankert, dass das oberste Bildungsziel die Ehrfurcht vor Gott sein soll. Da steckt aus meiner Sicht viel Wahrheit drin und zwar für jedes Unterrichtsfach. Es ist die Haltung, mich selber nicht absolut zu setzen, dass die Leistung nicht alles ist im Leben, dass ich Verantwortung für mich für die Welt und für andere übernehme. Im Religionsunterricht wird das explizit zum Thema gemacht," erklärt Lindgren.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass Schüler*innen etwas für ihr Leben aus dem Religionsunterricht mitnehmen können und auch später noch positive Erinnerungen daran haben. "So möchte ich meinen Unterricht gestalten. Das ist das, was ich beitragen kann."
15.03.2022
ELKB