Corinna Ullmann und Rahel Rabe
Bild: privat
Religionsunterricht an der Grundschule
"Wir haben einen Hafen gefunden"
"Meine Kollegen fragen mich manchmal im Spaß, ob ich noch einen Koffer brauche," erzählt Corinna Ullmann. Bepackt mit unzähligen Lehrmaterialien bewegt sich die junge Religionslehrerein auf den Fluren und in den Klassenräumen von vier Grundschulen in Nürnberg und Umgebung. Immer dabei Rahel Rabe: "Gerade in unruhigen Zeiten ist sie ein beständiger Begleiter. Rahel Rabe begrüßt alle Schülerinnen und Schüler, sie schafft Beziehungen, sie ist eine tolle Geschichtenerzählerin und vor allem kann man sie anfassen und drücken." Obwohl die Digitalisierung ihr Gepäck schon ziemlich leichter hat werden lassen, ist es Corinna Ullmann nach wie vor wichtig, dass die Kinder in ihrem Unterricht auch immer etwas zum anfassen haben.
Die 33-jährige Religionspädagogin und Mutter von zwei Kindern hat früher als Erzieherin gearbeitet. "Ich war schon immer daran interessiert Glaube und Pädagogik zu verbinden, das christliche Menschenbild zu vermitteln. Deshalb hab ich gedacht: Schau doch mal, ob dich noch jemand zum studieren nimmt." Die Evangelische Hochschule Nürnberg hat sie genommen. Seit 2016 arbeitet sie nun an verschiedenen Grundschulen in Vollzeit.
Corinna Ullmann trifft sich mit ihren Schülerinnen und Schülern im "Religionszimmer"
Der Religionsunterricht wird im Kollegium manchmal nicht genug wertgeschätzt, findet Ullmann. "Für mich, es ist aber genau die Zeit, in der die Kinder ankommen können, als Menschen. Sie können durchatmen, Teil der Gemeinschaft sein. Es ist eben kein Fach, bei dem man aus dem Buch auswendig lernt. Je nach Situation geht es einfach auch nur darum, wie sich die Kinder gerade fühlen." Gerade während der Corona-Pandemie hat Corinna Ullmann versucht einiges aufzugfangen. Sie hat Kontakt gehalten mit persönlichen Briefen an die Familien, als es keine Religionsunterricht gab und Spiele entwickelt, die auch ohne Köperkontakt funktionieren, als alle wieder im Klassenraum sitzen durften.
Bemerkenswert ist, wie abwechslungsreich Corinna Ullmann ihren Unterricht gestaltet. "Ich suche mir kreativ meine Nischen, leider stoße ich durch die Rahmenbedingungen immer mal wieder an Grenzen." Gerade im digitalen Bereich probiert sie viel aus. Sie dreht Trickfilme mit den Kindern, macht ihren Distanzunterricht an unterschiedlichen Orten und hat einen eigenen Internetauftritt.
Aus dem Lehrplan an der Grundschule
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Auf dem Moodboard "Religionszimmer" finden Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern alles was in den jeweiligen Klassenstufen im Religionsunterricht von Corinna Ullmann stattfindet. Hier gibt es Spiele, Informationen, die Lösungen für Aufgaben, Lieder und die Möglichkeit seine persönliche Gefühlslage durch Rahel Rabe zu äußern. "Seit ich den Auftritt habe, habe ich auch viel mehr Kontakt zu den Eltern. Das Board wird benutzt. Wir haben einen Hafen gefunden, an dem wir eine digitale Gemeinschaft seine können."
Für die Zukunft wünscht sie sich eine größere Öffnung hin zu anderen Religionen, aber auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. "Die Kinder brauchen das wissen, warum wir Weihnachten feiern, aber eben auch, warum das nicht in allen Religionen so ist oder warum manche Frauen ein Kopftuch tragen und andere Feste feiern".
07.04.2022
Sandra Kaufmann